Bad Luck Banging Or Loony Porn
Lustvoll, zügellos, explizit: Emi und ihr Mann haben großartigen und ausschweifenden Sex. Leider auch auf Video. Ihr sehr privater Pornofilm gerät irgendwie ins Internet und geht viral. Weil Emi eine Lehrerin an einer renommierten Schule ist, haben darüber sehr viele Leute eine Meinung. Wahrheitsgrad egal, Begründung überflüssig. Von moralisch empört über aggressiv anklagend bis vulgär beleidigend ist alles dabei. Emi muss antreten zu einem Elternabend der besonderen Art. Sie macht sich auf den Weg durch die groteske Alltagsbrutalität auf den Strassen von Bukarest. Über diesen Porno möchte seltsamerweise niemand einen Shitstorm verbreiten. In der Hoffnung auf eine Verbündete stattet Emi der Schuldirektorin einen Besuch ab – doch weit gefehlt. Man muss doch den Eltern die Gelegenheit zur Aussprache geben. Doch die „Debatte“ gerät zum Tribunal – über konsensualen Sex, Pornografie, die Nazis, Wahrheit, Bildungstheorie und vieles mehr. Emi verlebt einen wahrlich schrillen Abend zwischen archaischen Affekten und manischem Meinungsfuror. Die Lehrerin wird plötzlich nicht nur für ihr Sexleben verantwortlich gemacht, sondern auch für die rumänische Geschichte des 20. Jahrhunderts, die Psychologie der Kinder im Allgemeinen und für die Emanzipation sowieso natürlich auch. Die Moral der Elternschicht? Man ist sich einig, dass man in Kürze bald wieder anderer Meinung sein wird.
Text, Bild & Trailer: Neue Visionen
Regie: | Radu Jude |
Darsteller: | Katia Pascariu, Claudia Ieremia, Olimpia Mălai |
Jahr: | 2021 |
Land: | Rumänien, Luxemburg, Kroatien, Tschechien |
Homepage: | http://www.neuevisionen.de/de/filme/bad-luck-banging-or-loony-porn-109 |
IMDb: | https://www.imdb.com/title/tt14033502 |
Gesehen am: 13. Juli 2021 im Kant Kino
Und wieder einmal stehe ich einigermaßen verständnislos vor den Bewertungen eines Films. Goldener Bär bei der Berlinale Berlin.
In der Einleitung, ein paar explizite Sexszenen. Dann folgt Teil 1. Wir sehen die Protagonistin durch Bukarest laufen. Die Kamera folgt ihr auf dem Weg zum Tribunal (Elterntreffen), verweilt immer wieder an Bildern des Verfalls. Eine ermüdend gute halbe Stunde erleben wir viel lauten Verkehr und ab und zu Aggressionen, in der Regel zwischen Auto und Fußgänger.
Dann Teil 2. Ein Sammelsurium von (geschichtlichen) Szenen, die man wohl nur als Rumänen verstehen kann. Unterlegt werden diese Szenen mit Zitaten aus unterschiedlichsten Quellen.
Nun folgt Tei 3, das Tribunal.
Wir erleben Mütter und Väter mit ihren spießigen Vorurteilen und aberwitzigen Argumenten, aber das einzig originelle sind die Covid-Masken, die sie tragen. Auch hier zieht sich Rede und Gegenrede quälend hin.
Und dann werden dem Zuschauer noch drei mögliche Enden angeboten, wobei das letzte, ein drastisches, aber wohl passendes zur Intention des Films ist.
Als provokatives Statement mag der Film noch durchgehen, wer mehr erwartet, wird einigermaßen ratlos und enttäuscht das Kino verlassen.