Im Winter ein Jahr
Eliane Richter (Corinna Harfouch) bittet den Künstler Max Hollander (Josef Bierbichler), ein Porträt ihrer beiden Kinder zu malen, der 22-jährigen Lilli (Karoline Herfurth), einer talentierten Tanz-Studentin, und des 19-jährigen Alexander (Cyril Sjöström), der vor einem knappen Jahr tödlich verunglückt ist. Als Lilli, zunächst lustlos, zu Sitzungen im Studio des Malers erscheint, merkt dieser schnell, dass sie in großen emotionalen Schwierigkeiten steckt und er versucht, die ehemals tiefe Verbindung der Geschwister besser zu verstehen.
Es entsteht eine vorsichtige Annäherung zwischen den beiden und das Psychogramm einer komplexen Familie. Am Ende hat das Bild der Geschwister wenig mit dem zu tun, was sich Eliane ursprünglich erhofft hat, und kann gerade deshalb den Weg ebnen für einen neuen Anfang.
Oscar-Preisträgerin Caroline Link („Nirgendwo in Afrika“, „Jenseits der Stille“) greift auch in ihrem lange erwarteten vierten Film das Thema auf, das sie immer wieder aufs Neue beschäftigt: Familie und familiäre Wurzeln. Bei der Verfilmung ihres eigenen Drehbuchs nach dem amerikanischen Roman von Scott Campbell beschreitet Link neue Wege, verlässt sich nicht auf eine gewohnte, handlungsgetriebene Erzählweise, sondern schlägt leisere Töne an und vertraut dabei bewusst der emotionalen Interaktion zwischen ihren beiden Hauptdarstellern. Dank des nuancenreichen Spiels von Karoline Herfurth und Josef Bierbichler entsteht eine bewegende Innensicht der Figuren, ein komplexes Familienporträt sowie ein höchst spannungsreiches Psychogramm einer intensiven, ungewöhnlichen Begegnung. Seine visuelle Entsprechung findet das Beziehungs-Mosaik in den eigens für diesen Film geschaffenen Bildern des in München lebenden und international renommierten Ausnahme-Künstlers Florian Süssmayr und den eigens komponierten und choreografierten Tanz- und Musical-Sequenzen.
Text & Foto: Constantin
311, ‚Caroline Link‘, ‚Karoline Herfurth, Josef Bierbichler, Corinna Harfouch, Hanns Zischler, MiÅ¡el Maticevic, Cyril Sjöström, Jacob Matschenz‘, ‚Caroline Link‘, ‚D/USA‘, 2008